Hitze und Trockenheit machen unseren Pferden im Sommer arg zu schaffen. Sie stehen viel im Stall oder auf der Weide im Unterstand, um sich vor den heißen Temperaturen und den Insekten zu schützen. Das belastet Lymphsystem und Kreislauf. Im Sommer haben Pferde häufiger mit angelaufenen Beinen zu kämpfen. Es gibt wohl kaum einen Pferdebesitzer unter uns, der noch nie mit angelaufenen Beinen bei seinem Pferd zu tun hatte.
Angelaufene Beine kommen bei Pferden im Sommer recht häufig vor, was kann die Ursache sein?
Wir kennen das, eigentlich ist alles in Ordnung und morgens kommt man in den Stall und das Pferd hat dicke Beine. Meistens sind die Hinterbeine betroffen. Die richtige Therapie hängt von der vorliegenden Ursache ab, doch woran liegt es?
Woher kommen die geschwollene Beine beim Pferd?
Lymphstau oder Lymphödem
- Das Lymphsystem reguliert den Flüssigkeitshaushalt der Zellen, transportiert Vitalstoffe in die Zellen und Abfallstoffe aus den Zellen ab. Es ist wichtiger Bestandteil des Immunsystems, da die Lymphflüssigkeit Abwehrkörper enthält, die zu verletzten oder entzündeten Körperarealen transportiert werden, um körpferfremde Zellen zu eliminieren.
- Für ein funktionierendes Lymphsystem ist es wichtig, dass sich Pferde in einem gesunden Gleichgewicht befinden und Flüssigkeit und Vitalstoffe aufnehmen. Ebenfalls wichtige Voraussetzung für die Lymphe ist ein gesundes Bindegewebe. Langes Stehen und zu wenig Bewegung kann das Bindegewebe schwächen, so dass sich Flüssigkeit in den Beinen staut. Wir kennen das ja auch von uns bei langen Flug- oder Autoreisen, dass unsere Fußgelenke durch das lange Sitzen anschwellen.
- Durch zu langes Bandagieren der Beine kann es zu einen Lymphstau kommen. Bei älteren Pferden kann auch ein schwaches Herz Lymphprobleme verursachen.
Kreislaufprobleme
- Bei heißen Temperaturen schwitzen auch Pferde stark, gleichzeitig werden sie sehr träge, denn die Wohlfühltemperatur von Pferden endet bei 25 Grad. Damit verbunden ist meist Bewegungsmangel und hoher Flüssigkeits- und Mineralverlust, da die Pferde viel stehen und häufig zu wenig trinken. Die Folge können dann angelaufene Beine sein, da der Lymphfluss durch den schwachen Kreislauf belastet wird.
- Du erkennst Kreislaufprobleme bei deinem Pferd, wenn es schwer atmet, stark schwitzt und trockene Schleimhäute hat. Als Sofortmaßnahme solltest du dein Pferd entweder an einen Schattenplatz oder in die Box stellen und für Flüssigkeitszufuhr sorgen.
- Beuge vor, indem du die Flüssigkeitsaufnahme deines Pferdes regelmäßig kontrollierst und für Bewegung in den kühleren Tagesstunden sorgst.
Schwingelödem
- Immer häufiger wird von dem Schwingelödem gesprochen, welches durch - wie der Name schon sagt - Schwingelgräser verursacht wird, die von Endophyten befallen sind. Diese Pilze nutzen die Pflanze als Wirt, während die Pflanze die Mykotoxine der parasitären Pflanze als Fraßschutz einsetzt.
- Pferde reagieren sehr sensibel auf den Verzehr solcher Pflanzen. Schon relativ geringe Mengen belasten die Leber, regelmäßiger Verzehr reichert die Gifte schleichend im Körper an und kann im schlimmsten Fall zum Tod durch die Weidetaumelkrankheit führen. Angelaufene Beine können erste Symptome so einer Vergiftung sein.
Phlegmone (Einschuss)
- Bei der sogenannten Phlegmone wird die Schwellung des Pferdebeins durch eine Entzündung hervorgerufen. Gerade in der Weidezeit ist die Gefahr einer Verletzung besonders groß, da es immer mal Rangeleien in der Herde gibt. Dringen Bakterien in die Wunde ein, können sie schlimme Infektionen verursachen, die starke Schwellungen mit sich bringen können bis hin zum sogenannten Elefantenbein. Beim Einschuss ist es wichtig, das Pferd sowohl äußerlich als auch innerlich zu behandeln, um die Bakterien aus dem Körper zu bekommen.
- Je früher du die Phlegmone erkennst und behandelst, umso schneller wirst du diese auch wieder los. Aus diesem Grund kontrolliere den Zustand deines Pferdes auch während der Weidezeit am besten täglich und untersuche es hinsichtlich möglicher Verletzungen.
Wie kann ich meinem Pferd bei angelaufenen Beinen helfen?
Hilfe bei Lymphstau
- Kalte Essigwickel (Mischung Wasser und Essig 1/1)
- Magerquarkumschläge
- Lymphdrainage und -massage
- Bewegung
Hilfe bei Kreislaufproblemen des Pferdes
- Bewegung
- Dusche
Hilfe bei Schwingelödem
- Bei erstem Verdacht auf Weideschwingelödem Weidesperre
- Endophytenfreies Heu geben
- Entgiftung mit Toxinbinder (Kristallkraft No1 + No2)
- Stärkung der Leber und Nieren durch entsprechende Kräuter
Hilfe bei Phlegmone
- Heilerde bindet Toxine und verschließt die Wunde
- Umschläge mit Kohlblättern kühlen und wirken gegen Keime (Vorsicht, nicht länger als 1 Stunde einwirken lassen, da manche Pferde empfindlich auf den Kohlsaft reagieren)
- Kräuterauflage mit Bockshornklee (Bockshornkleepulver entgiftet und ist entzündungswidrig), Pulver mit aufgekochtem Wasser verrühren, abkühlen und dann auf die Wunde auflegen
- Retterspitz enthält viele gute Kräuter gegen Entzündungen, wirkt abschwellend und kühlend
- Arnika ist die Königin der Kräuter, wenn es um Entzündungen geht, auch sie ist abschwellend. Sie kann auch homöopathisch verwendet werden.
- Blutegel zur Wunddesinfektion, beschleunigt den Lymphfluss
- Entgiftungskur aus einer kombinierten Entgiftung aus Kristallkraft No1 + No2
Fazit:
Angelaufene Beine bei Pferden können unterschiedliche Ursachen haben, sind aber immer ein Symptom für eine Erkrankung oder Belastung, der nachgegangen werden muss. Abschwellende Maßnahmen durch Kühlen und Umschläge sind immer richtig. Bei Ödemen durch Weidelgras muss das Pferd entgiftet werden. Bei gestörtem Lymphfluss und Kreislaufproblemen hilft auch Bewegung. Eine Phlegmone erfordert unbedingt eine bakterienabtötende Behandlung. Hier ist auch der Einsatz von Blutegeln interessant.