Welche Unterstützung benötigt dein Pferd jetzt?
Der Verdauungsapparat deines Pferdes ist sehr anfällig für Störungen und leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ist dein Pferd aufgebläht, kommt es nicht nur zu lauten Darmgeräuschen. Durch die Aufgasung können sich auch Gaskoliken bilden, die nicht nur sehr schmerzhaft sind, sondern auch gefährlich werden können, weil sich dadurch z.B. die Darmschlingen leichter verdrehen und so zu einem Darmverschluss führen können. Deshalb ist es wichtig, wenn dein Pferd aufgegast ist, die Verdauung sanft zu harmonisieren und auf Ursachenforschung zu gehen, um eine erneute Aufgasung zu vermeiden.
1. Mein Pferd pupst viel - was genau sind Blähungen beim Pferd?
Blähungen sind ein häufiges Problem bei Pferden, das sowohl für die Tiere als auch für ihre Besitzer sehr unangenehm sein kann. Blähungen können verschiedene Ursachen haben, darunter Fütterungsfehler, Stress oder gesundheitliche Probleme. Grundlegend versteht man darunter eine übermäßige Gasbildung im Bereich des Verdauungstraktes (es können Magen sowie Dick- und Dünndarm betroffen sein), bei der sich vermehrt Gase wie Methan, Kohlendioxid, Schwefelwasserstoff und andere Faulgase ansammeln. Diese Gase entweichen dann in Form von Blähungen; sind die Aufgasungen aber sehr heftig, kann ein Entweichen durch die schiere Länge des Darms auch schwierig werden. Dann kann sich auch eine schmerzhafte und unter Umständen tödliche Gaskolik bilden.
Die Blähungen bei deinem Pferd können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden:
Anatomische Besonderheiten wie der schräge Mageneingang und der Blinddarm als Gärkammer begünstigen die Entstehung von Aufgasungen im Darm. Der Mageneingang mit seinem kräftigen Schließmuskel verhindert, dass Gase oder schlecht gewordenes Futter den Magen über die Speiseröhre verlassen können. Deshalb gelangen sie aus dem Magen in den Darmtrakt. Die Gärkammer des Pferdes ist der Blinddarm, der relativ weit hinten im Verdauungstrakt liegt. Hier werden unverdauliche Pflanzenteile, die bislang noch nicht verdaut wurden, zersetzt und resorbiert. Bei stark gärenden Futtermitteln bläht sich der Dünndarm auf, wodurch der ohnehin schon schmale Übergang zum Grimmdarm noch kleiner wird und Gase kaum noch entweichen können.
Fütterungsfehler sind einer der häufigsten Gründe für Aufgasungen. Besonders die Umstellung von Heu auf frisches Weidegras im Frühjahr bereitet vielen Pferden Probleme. Der Verdauungstrakt benötigt bis zu vier Wochen, um sich an neue Nährstoffe bzw. Futtermittel zu gewöhnen, sodass die Umstellung langsam und schrittweise erfolgen sollte, um den Darm nicht zu überlasten. Durch zu schnelle Futterumstellungen kann es zu einem Ungleichgewicht des Säure-Basen-Haushalts im Darm kommen, wodurch sich die schädlichen Bakterien besser vermehren und Gase und Toxine bilden können, die den gesamten Organismus belasten. Außerdem enthält das frische Weidegras sehr viel Zucker (in Form von Fruktan), das einen ebenso hervorragenden Nährboden für schädliche Darmbakterien darstellt. Außerdem können Hülsenfrüchte oder zu schnell fermentierbare Kohlenhydrate, wie z.B. aus Äpfeln oder Pastinaken, Blähungen fördern. Generell wichtig ist, dass die Kohlenhydrate so viel wie möglich im Dünndarm verdaut werden – ansonsten kann es im Dickdarm zu übermäßiger bakterieller Fermentation kommen, was wiederum zu Störungen wie wässrigem Kot führen kann. Ein weiteres Problem stellen durch Schimmelpilze, Bakterien oder Hefen belastete Futtermittel dar. Das kann z.B. bei Silage, gemähtem oder welkem Gras sowie bei Heu und Stroh passieren, welches zu lange liegt und vielleicht feucht wird. Der Verzehr kann zu Fehlgärungen und übermäßiger Gasbildung im Darm führen.
Mangelnde Bewegung kann auch die Darmtätigkeit beeinflussen: Pferde, die sich wenig bewegen, haben eine langsamere Darmtätigkeit, was wiederum zu Gasansammlungen führen kann. Der Futterbrei wird im Darm nicht vernünftig weitertransportiert, sodass es neben Verstopfungen auch zu Blähungen kommen kann.
Stresssituationen können die Verdauung beeinträchtigen und Blähungen verursachen. Bei Stress wird die Verdauung gestoppt und der Körper mobilisiert alle Reserven, um flüchten zu können. Magensäure wird allerdings trotzdem weiter produziert und daher die Magenschleimhaut irgendwann angegriffen. In der Natur hält dieser Stresszustand oft nur eine kurze Zeit an – Beispiel: Raubtier greift an, Pferd flüchtet, nach ein paar Minuten sind Flucht und Stress vorbei. In menschlicher Obhut hält der Stress jedoch oft länger an (Transport, Training, Turnier etc.). Deshalb schlägt Stress bei sehr vielen Pferden sich direkt in der Verdauung nieder. Manche Pferde bilden dann Magengeschwüre aus, andere neigen zu Kotwasser oder Blähungen.
Gesundheitliche Probleme können ebenfalls zu Blähungen führen: bei Problemen des Magen-Darm-Trakts wie Koliken oder Darmentzündungen sowie bei Parasitenbefall können vermehrt Aufgasungen des Darms entstehen.
Bestimmte Futtermittel sind dafür bekannt, Blähungen bei Pferden zu begünstigen. Dazu gehören:
- Frisches Gras: Besonders im Frühling, wenn das Gras jung und reich an Zucker ist, kann es zu vermehrten Gasansammlungen kommen.
- Hülsenfrüchte: Bohnen, Erbsen und Lupinen sind schwer verdaulich und können Blähungen verursachen.
- Getreide: Zu große Mengen an Mais und Gerste können zu einer schnellen Fermentation im Darm führen und Gasbildung begünstigen.
2. Gaskolik beim Pferd
3. Den Blähbauch loswerden - was kann ich tun?
Leichte Blähungen und Pupsen sind in der Regel noch kein Grund zur Sorge, da sie sich meist durch leichte Bewegung und "entblähende" Lebensmittel wie harmonisierende Kräuter gut lösen lassen. Kritisch wird es allerdings, wenn dein Pferd offensichtlich Schmerzen und Probleme hat, die Gase wieder loszuwerden. Dann solltest du auf jeden Fall deinen Tierarzt einschalten, damit dieser unter Umständen medikamentös behandeln kann, um die Ausbildung einer Kolik oder eines Darmverschlusses zu verhindern. Ist dein Pferd aufgegast oder neigt generell zu Blähungen, solltest du auf eine ausgewogene und gut verdauliche Futterzusammensetzung achten. Die Basis einer gesunden Pferdeernährung bildet ein gut strukturiertes, qualitativ hochwertiges Heu, das wichtige Nährstoffe liefert und eine stabile Verdauung fördert. Auch anderes Raufutter wie Luzerne und Heucobs unterstützen die Darmtätigkeit. Leinsamen und andere schleimbildende Stoffe beruhigen zusätzlich den Magen-Darm-Trakt. Über ein leckeres Mash ab und wann freut sich der Darm deines Pferdes auch, denn es ist leicht verdaulich und liefert viele Mineralstoffe. Kraftfutter und Getreide hingegen enthalten viel Stärke, was nicht unbedingt förderlich für eine angeschlagene Darmflora ist.
Neben der Futteranpassung gibt es auch weitere Methoden, die deinem Pferd bei Blähungen helfen können: einige Kräuter wie Fenchel, Anis und Kümmel haben eine entkrampfende Wirkung und sind dafür bekannt, Blähungen zu lindern. Ein Schuss Apfelessig im Trinkwasser soll außerdem die Verdauung in Schwung bringen. Darüber hinaus hilft regelmäßige Bewegung, die Darmtätigkeit anzuregen und Gasansammlungen zu reduzieren.
Fazit:
Blähungen beim Pferd können vielfältige Ursachen haben: Falsche Fütterung oder Futterumstellungen, mangelnde Bewegung, Stress oder andere körperliche Erkrankungen können zu unangenehmen und schmerzenden Aufgasungen des Pferdedarms führen. Damit sich der Zustand nicht verschlimmert und sich womöglich eine Gaskolik ausbildet, ist es wichtig, das Pferd rechtzeitig und sanft zu unterstützen. Dafür eignen sich eine Reihe an Hausmitteln und Heilkräutern, aber auch der Tierarzt kann entblähende und krampflösende Medikamente verabreichen, die Linderung verschaffen. Zudem bieten Zusatzfutter für Magen und Darm eine wertvolle Unterstützung, um die Darmgesundheit zu fördern und Blähungen zu reduzieren. In Kombination mit einer ausgewogenen und abgestimmten Ernährung, ausreichend Bewegung und wenig Stress kann so Blähungen effektiv entgegengewirkt werden.